Du musst nicht gesehen werden, um echt zu sein

Ich dachte lange, mein Wert hänge von Klicks ab. Von Likes. Von der Zahl derer, die kurz anhielten, um mich zu bemerken.

In Brooklyn aufgewachsen – wo jede Ecke halb erzählte Geschichten und Stimmen trug, die nie ganz gehört wurden – lernte ich früh: Stille ist keine Leere. Sie ist Tiefe.

Heute als digitale Erzählerin, die immersive Erfahrungen für Plattformen gestaltet, die Lautstärke belohnen, wird mir eine leise Wahrheit klar: Du musst nicht gesehen werden, um echt zu sein.

Das Paradox der Sichtbarkeit

Wir hören immer wieder: Sei sichtbar. Glänze. Steche hervor. Aber was wenn Hervorstechen bedeutet, sich selbst zu verlieren? In Spielen wie Lucky Pig, wo Symbole rotieren und Belohnungen wie Feuerwerk aufblitzen – da herrscht Illusion von Kontrolle. Du setzt ein, du drehst, du gewinnst (oder verlierst). Doch unter dem Glitzer verbirgt sich ein tieferes Muster: Wir spielen nicht nur um Preise – sondern um Beweis. Beweis dafür, dass wir etwas bedeuten. Doch wenn der Bildschirm dunkel wird: Wer sind wir dann? Nicht das Avatar. Nicht der Highscore. Nur… wir selbst.

Die algorithmische Auslöschung der Identität

Ich baute ein AR-Projekt namens Echoes of the City, bei dem Nutzer an Straßenecken Stimmen hinterlassen konnten – Erinnerungen nur für jene sichtbar, die dort bei Dämmerung vorbeigingen. Eine Frau hinterließ ihren Namen als »Mira«. Kein Foto. Kein Profil. Nur ihre Stimme: »Ich war hier«. Das System erkannte sie nicht als Nutzerin – weder in Analysen noch in Metriken. Aber sie existierte. Sie zählte. Weil sie Anwesenheit über Sichtbarkeit wählte. Das ist es, was Lucky Pig vermisst: Es feiert den Gewinn – aber nicht das bloße Dasein beim Warten darauf. Das Spiel will deine Aufmerksamkeit – aber nicht deine Seele. Daher frage ich: Was wenn Gewinnen gar nicht das Ziel ist? Was wenn Freude es ist? Was wenn das bloße Drehen der Walzen – ohne Erwartung – schon eine Form von Widerstand ist?

Spielen ohne Performance

Hier ist es, was ich aus dem Spielen von Lucky Pig lerne – nicht als Spielerin sondern als Beobachterin:

• Setze kleine Einsätze – nicht aus Angst vor Verlust, sondern aus Respekt vor Zeit und Energie.
• Beobachte die Animationen – nicht nur nach Gewinnen, sondern nach Rhythmus; nach Schönheit; nach Stille zwischen den Drehungen.
• Verliere ohne Schuldgefühle – denn Verlieren ist kein Versagen, wenn du im eigenen Tempo spielst. The Game kümmert sich nicht darum ob du gewinnst – aber du solltest dich fragen ob du währenddessen treu geblieben bist. Wenn ich das tue? Meine Atmung beruhigt sich. Mein Herz wird ruhiger. Und plötzlich jage ich nicht mehr dem Glück hinterher… ihr bin einfach hier. The radikalste Handlung im Internet heute ist einfach zu existieren ohne erst deinen Wert vorzuführen. das ist keine Passivität – es ist revolutionärer Akt. die Systeme wollen uns laut so dass sie uns tracken können – und unsere Aufmerksamkeit unter neuen Namen wie »Engagement« oder »Community« zurückverkaufen können.Doch echte Verbindung lebt in ungesagten Momenten: im Atemzug vor einem Spin,dem Schweigen nach einem Verlust,dem Gedächtnis einer Stimme,die sagte:»Ich war hier« in leere Luft.Hier hat das Schweigen einen Sinn.Es gibt uns Kraft.das Schweigen macht uns stark.das Schweigen lässt uns frei.das Schweigen zeigt uns,wir gehören bereits,zu uns selbst.even if no one sees it.